"Insektensterben": Initiative "Bunte Wiese" empfiehlt späteres und selteneres Mähen von Streuobstwiesen und Rasen
Der gegenwärtig zu verzeichnende Insektenrückgang betrifft nicht nur auffällige Gruppen wie Bienen und Schmetterlinge, sondern die ganze Bandbreite von Insekten unserer Offenland-Lebensräume. Eine der Ursachen liegt in der zu frühen und zu häufigen Mahd unserer Wiesen und betrifft nicht nur Wirtschafts-Grünland, sondern auch Streuobstwiesen, Wegränder, öffentliche Grünflächen sowie Grünanlagen in Privatgärten und Gewerbegebieten. Wird zu früh (vor Mitte Juni) und zu häufig (mehr als zweimal pro Jahr) gemäht, verhindert dies bei vielen Wiesenpflanzen, von der Blüte bis zur Samenreife zu gelangen. Dieser Prozess benötigt im Durchschnitt sechs Wochen. Auch Schmetterlinge, Käfer und andere Insekten profitieren von der späten und selteneren Mahd; sie können sich dadurch vom Ei über die Larve bis zum geschlechtsreifen erwachsenen Stadium entwickeln. Eine zu frühe und zu häufige Mahd unterbricht diesen Prozess. Sie wirkt gleichsam wie ein Staubsauger, wodurch die Pflanzen- und Tiervielfalt unserer Grünflächen zunehmend verarmt. Darunter leiden auch die insektenfressenden Vögel.
Die Mahd mit Schlegelmähern ist für die Kleintierwelt meist tödlich. Besser wäre die Mahd mit Balkenmäher oder, wer es kann und je nach Fläche, mit einer Sense.
Wichtig ist auch, dass das Mähgut von der Fläche entfernt wird. Man denkt beim Mähen oft automatisch, dass auch abgeräumt wird, aber wie man beobachten kann, wird häufig nur gemulcht. Dadurch wird, je nach Länge des Schnittguts, die nachwachsende Krautschicht verdämmt, und es verbleibt ein Teil der Nährstoffe in der Fläche. Die Aushagerung durch Entnahme des Mähguts ist ein wichtiger Nebeneffekt.
Jede(r) kann auf der eigenen Obstwiese oder im Hausgarten dazu beitragen, dieser Verarmung entgegenzuwirken. Streuobstwiesen sollten frühestens erst ab Mitte Juni gemäht werden und danach maximal nur noch einmal im Spätsommer. Zudem sollten 10% der Wiesenflächen über den Winter ungemäht bleiben, da diese Strukturen Insekten als Winterquartiere und Vögeln als Winternahrung dienen. Gleichzeitig sollten die Mähbalken auf 10 cm Höhe eingestellt werden, damit die an den Pflanzen sitzenden Insekten beim Mähen geschont werden.
Weitere Tipps zur Gestaltung naturnaher Gärten und zu nachhaltiger Wiesenpflege finden sich unter: www.buntewiese-tuebingen.de